Samstag, 23. Februar 2008
2. Bundesliga: Borussia Mönchengladbach gg. 1. FC Kaiserslautern 1.2.2008
Die Anfahrt war schon ziemlich lustig: Weil die Deutschen Bahn für eine Fahrt vom Düsseldorfer Hauptbahnhof zum 25 Kilometer entfernten Mönchengladbacher Hauptbahnhof unglaubliche 9,10 verlangt (soviel würde mich der ganze Tag im Stadion kosten), beschloss ich bei ein paar Mönchengladbacher Fans auf ihrem Ticket 2000 mitzufahren. Leider bedeutete das auch, dass ich bei Ihnen im Abteil sitzen musste. Es war deshalb unangenehm, weil die 5 Männer im Alter zwischen 40 und 70 nur über die "Scheiß-Weiber" diskutiert haben, und einer der Männer in der nächsten Woche den 1. Gerichtstermin wegen seiner anstehenden Scheidung hat (laut seiner eigenen Aussage beträgt der Streitwert der Scheidung "etwa 500 Euro" - kein Kommentar). Normalerweise macht mir sowas nichts aus, aber unglücklicherweise haben die Typen auch noch Kette geraucht und das leergetrunkene Bier aus dem Fenster der Bahn mit Vorliebe auf Bahnsteige geworfen haben. Aber nach nicht enden wollenden 20 Minuten kam der Regionalexpress (am Ende wäre ich so oder so nicht kontrolliert worden, weil sich kein Kontrolleur dieser Welt traut einen randalierenden Borussia Fan zurechtzuweisen) im Hauptbahnhof an und ich machte mich schnell aus dem Staub.
Obwohl Mönchengladbach im Grunde genommen ein kleines Dorf ist, war die Verkehrsanbindung zum Stadion super: Da es keine Straßenbahnen gibt fuhren nonstop Busse zum Stadion. Am Stadion angekommen entschloss ich mich in den Kaiserslauternen Fanblock zu gehen - um mal mit den Hardcore Fans zu plaudern, die ihren ganzen Freitag opfern um ihren Verein spielen zu sehen.
Die Pfälzer waren im Grunde genommen guter Dinge, weil niemand mit einem Sieg rechnete, man also nur gewinnen konnte sogesehen. Einige Fans machten sogar große Fortschritte in der Winterpause aus. Sogar die Rheinländische Karnevalsmusik, die vor Spielbeginn eingespielt wurde - mit der die Gästefans mal überhaupt nichts anfangen konnten - verdarb Ihnen nicht die Laune.
Leider war diese Euphorie aber nach gefühlten 30 Sekunden nach Anpfiff wie weggeweht, weil die Borussia loslegte wie die Feuerwehr und das 1:0 erzielte. Da gingen die Mundwinkel in meinem Block ganz schön nach unten! Aber bemerkenswert, wie die Fans den Schock wegsteckten und weitersangen. In der Folge entwickelte sich eine ziemliche Graupen-Halbzeit, in der die Borussia aber weitgehend überlegen war. In der 2. Hälfte begannen die Pfälzer dann engagierter, und auch die Fans legten noch ein paar Kohlen drauf. Lautern vergab aber klarste Chancen vor dem Tor während die Gladbacher im Grunde genommen komplett das Fußballspiele einstellten. In der 88. Minute war ich dann überzeugt, dass bei diesem Spiel gar nichts mehr geht (Lautern hatte noch 2 Platzverweise kassiert) und machte mich auf den Heimweg. Wie üblich war das eine Fehlentscheidung, so dass ich mich kräftig ärgerte, das 1:1 verpasst zu haben.
Auf dem Heimweg konnte ich dann zwei Gladbacher Fan-Senioren dabei zuhören, wie sie die guten alten Zeiten um Netzer und Vogts vermissten ("Dat hätte es mit dem Netzer nisch jejeben!").
Kurz noch zur Bratwurst: Auch im Borussen-Park hat sich Aramark eingenistet - ich überlege, ob ich so langsam mal diese Würste nicht mehr teste, weil sie einfach immer gleich schmecken.
Deshalb verzichte ich auf eine Wertung.
Zusammenfassung:
Borussia Mönchengladbach vs. 1.FC Kaiserslautern 1:1
Borussia Park
37.202 Zuschauer
Peinlichster Moment für jeden Rheinländer im Stadion: Die Gladbacher Karnevalsprinzessin (etwa 45 Jahre??) bot vor dem Vorlesen der Aufstellungen einen Trikotausch mit dem Sieger an - wollte keiner sehen.
Wurst: Aramark
Stadionwurst International: Zweite Belgische Liga - FC Royal Antwerpen gg. FC Deinze
Der erste Beitrag stammt vom Mannheimer Studenten Robert Koch, der für ein halbes Jahr in Antwerpen ein Auslandssemester machte. Natürlich konnte er in dieser Zeit nicht auf erstklassigen Fußball verzichten, so dass er in der 2. Belgischen Liga die belgische Stadionküche testete.
Wenn ihr gerade im Ausland seid und auch Lust habt einen Bericht zu schreiben: dann schickt ihn mir an: STADIONWURST@GMAIL.COM!
Bei Royal Antwerpen handelt es sich um einen Traditionsverein Belgiens. Der auch eine Fanfreundschaft mit Manchester United pflegt. Leider ist von den früheren guten Zeiten nicht viel mehr als die Erinnerung übrig. Heute spielt Royal in der 2. Belgischen Liga gegen den Abstieg. Trotzdem machten wir uns mit ca. zehn Leuten auf um uns Abstiegskampf pur anzusehen, 14. gegen 17., bei 18 Mannschaften in der Liga. Das Bosuil-Stadion befindet sich relativ nah zum Stadtzentrum, lediglich 8 Stationen mit der Straßenbahn, ca. 10 min. Es bietet ca. 12000 – 15000 Zuschauern Platz. Direkt an der Straßenbahnhaltestelle befindet sich das Stammlokal der Royalfans, was wir aber aufgrund diverser Warnungen nicht besuchten, sonder direkt zum Stadion aufbrachen.
Ticketkauf am Stadion war kein Problem, da der Zuschauerandrang sich in Grenzen hielt. Allerdings gibt es nur eine Ticketkategorie und dieses Ticket kostet schlappe 20€!!! Im gesamten Stadion herrscht freie Platzwahl, sodass wir uns einen beliebigen Platz auf unserer Geraden suchen konnten. Zuerst ging es dann aber natürlich erstmal was zu trinken holen. Wie immer in Belgien war das Bier sehr günstig (0,3l für 1,60€). Danach direkt weiter etwas zu essen holen. Eine Stadionwurst gab es hier nicht, dafür aber eine Art Hamburger, der aus einem Brötchen, einem undefinierbaren Stück Fleisch
(Mexicano???) mit viel Knoblauch und Pfeffer, sowie einer ganzen Menge Zwiebeln bestand. Geschmeckt hat es ganz gut, allerdings konnte man es noch 1 Tag später riechen. Entgegen aller Traditionen wurden das Fleisch und die Zwiebeln nicht frittiert, sondern auf einem Stadiongrill zubereitet, der allerdings fast überlief vor Fett. Also doch wieder typische belgische Küche. Der Preis war auch hier in Ordnung.
Dann ging es endlich zu unseren Sitzplätzen. Wie erwähnt die besten Tage hat Royal hinter sich, wie auch das Stadion. Es gab keine Sitze, sondern nur uralte Holzbänke. Wir suchten uns Plätze etwa auf Höhe der Mittelinie, da 40 min vor Anpfiff fast noch niemand im Stadion war. Erwähnenswert ist aber, dass eine Kurve im Stadion voll verglast ist und dahinter befinden sich Logen, die ausgestattet sind wie ein kleines Kino. Die Gästefans waren in einem Käfig untergebracht. Bis 5 Min vor Anstoß füllte sich das Stadion doch noch relativ gut ( ca. 4000 Zuschauer). Allerdings mussten wir feststellen, dass der gute Ticketverkäufer uns auf die Rentnertribüne geschickt hatte, die richtigen Fans waren auf der Gegengeraden und sorgten dort für wirklich gute Stimmung. Nun zum Spiel, Deinze ging nach einem katastrophalen Torwartfehler mit 0:1 in Führung, welche Royal in einer sehr schwachen ersten Hälfte noch ausgleichen konnte. Man konnte es getrost als schlechtes Regional- bis mittleres Oberliganiveau bezeichnen. In der 2. Hälfte wurde das Spiel allerdings besser und Royal konnte das Spiel mit 3-1 für sich entscheiden. Weitere Highlights waren, dass ein Rentner, der hinter mir saß, sich beim 2. Tor beschwerte, er hätte nichts sehen können, da ich aufgestanden war. Seine Laune besserte sich auch nicht, als ein Amerikaner neben mir ihm sagte, dass es kein besonderes Tor war und er nichts verpasst hätte. Dafür brüllte er umso lauter, als das Torlied lief (Queen – We will rock you), in typisch belgischer Manier: We will, we will rock you, FUCK YOU!!! Die Betonung liegt vor allem auf dem letzten Teil. Schließlich brach jemand nach dem dritten Tor auf der Gegentribüne zusammen und musste reanimiert werden, vermutlich erfolglos. Daraufhin der nette Rentner hinter mir: "Da schießen die mal 3 Tore, da fällt der direkt tot um.“
So endete dann unser unterhaltsamer Besuchs eines Spiels von Royal Antwerpen, was für jeden, der sich gerne ungewöhnliche Stadien ansieht zu empfehlen ist, auch wenn es 20€ kostet, allerdings sollte man auf die Fangerade und nicht zu den Rentnern.