Mittwoch, 9. März 2011

Mein Senf: Das Trainerbeben


Die letzte Woche war eine bemerkenswerte in der Fußball-Bundesliga. Mehrere exponierte Führungspersönlichkeiten mussten ihren Hut nehmen (oder haben beschlossen das Handtuch zu werfen). Was ist nur los in der Bundesliga? Hier meine Meinung zu den sensationellen Entwicklungen der letzten Tage (wer hatte noch das Gefühl, dass der Spox Liveticker sich endlich mal richtig gelohnt hat?



  • Zunächst muss - mit viel Medien-Tam Tam begleitet - Louis van Gaal beim "großen FC Bayern" zum Saisonende seinen Hut nehmen. Van Gaal hat wohl in der letzten Zeit die Mannschaft einfach nicht mehr erreicht, ansonsten sind die schlechten Leistungen und Ergebnisse nicht zu erklären. Meines Erachtens ist er ein fantastischer Trainer für den FCB, da er die nötige Standhaftigkeit hat (Guttenberg würde ihn vllt. mit einer fränkischen Wettertanne vergleichen), um mit den scheinbaren Riesen-Egos von Rummennigge und Hoeneß klar zu kommen (kein Wunder bei seinem eigenen Riesen-Ego). Aber gut, es scheint als akzeptieren KHR und UH kein weiteres Alpha-Tier in ihren Reihen, da angeln sie sich lieber den angepassten Heynckes (oder machts doch ein anderer?)

  • Der altehrwürdige Bundesliga-Dino Hamburger SV steht plötzlich führungslos da: Nach dem Rücktritt (auch zum Saisonende) von Armin "One-Hit-Wonder" Veh nimmt auch der lange Zeit heftig umstrittene Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann (entnervt) seinen Hut. Unfassbar, das Personal-Geeiere des HSV in den letzten Jahren. Das sportliche gerät zur Nebensache, wenn man sich überlegt, was beim HSV zuletzt so abging. Erst die die Odysee nach einem neuen Sportchef (erst neulich wurde diese Baustelle mit Andreasen geschlossen) inklusive Slapstick-Einlage mit Matthias Sammer, dann der dramatische Abgang von "Shrek" Martin Jol von der Bühne, und immer wieder das epische Duell zwischen Ultras und Bernd Hoffmann. Haben diese Strapazen denn was gebracht? Schlußendlich steht der Verein führungslos da, das amtsmüde One-Hit-Wonder ist (bald) weg und Hoffmann nimmt plötzlich seinen Hut, was überrascht wenn man überlegt, welchem Sturm er zuvor getrotzt hat (die Anti-fränkische-Wettertanne).

  • Der vor einem Jahr als Fußball-Messias gefeierte Potentat Felix Magath wird auf Schalke deinstalliert, nachdem er im letzten Jahr die Mannschaft auf Platz 2 geführt hat, und in diesem Jahr in der Champions League die Ziele überboten hat und im Pokal das Finale erreicht hat. Und das, liebe Leser, ist für mich der eigentliche Skandal. Ich bin kein eingefleischter Magath-Fan, dass möchte ich vorweg sagen, aber diese Entlassung zieht mir wirklich die Schuhe aus. Magaths Bilanz ist durchaus positiv: CL-Qualifikation und vor allem Beendigung der jahrelangen Misere in seinem ersten Dienstjahr, Pokalfinale und CL-Viertelfinale (wohlmöglich) in diesem Jahr. Einzig die BuLi Saison ist schwach.
    Die Entlassung ist deshalb wohl als toxischer Cocktail zu sehen aus folgenden Zutaten:
  1. Die schwache Saisonleistung in der Bundesliga ist leider genau der Wettbewerb, in der der ewige Rivale Borussia Dortmund eine unfassbare Saison abliefert und wohl absolut souverän die Schale einfahren wird.
  2. Damit eng zusammenhängend ist die nächste Zutat: Der BVB fährt das genaue Gegenkonzept von S04: Ein junger, schlanker Kader mit Tempofußball gegenüber einer (lange Zeit) unfertigen Stammformationen, die durch ausrangierte Ex-Profis wie Charisteas und Kharimi "verstärkt" wird. Eindeutig zuviel aus Sicht der Fans.
  3. Das bringt uns auf die 3., wohl wichtigste Zutat, die Schalker Ultras. Sie sind in den letzten Wochen nicht müde geworden, ihre Abneigung gegenüber Facebook-Magath zum Ausdruck zu bringen mit Plakaten und Pfiffen. Die einflussreiche, aber - wenn man die Gesamtheit an Schalke-Fans betrachtet - kleine Gruppe von Fans hat mit ihren Schmähungen das erreicht was sie wollten, sie haben das Langzeitprojekt von Magath ins Wanken, und letztlich zum Einstürzen gebracht, weil mit Clemens Tönnies ein Mann das Sagen hat, dem anscheinend wichtiger ist was die (kleine Gruppe an) Fans sagen, denn was die sportliche Lage aussagt. Magath hat stets bekundet, dass es eine Saison des Übergangs werden würde, der sportliche (Teil-) Erfolg lässt sich dennoch sehen. Trotzdem will ich auch nicht leugnen, dass es Magath war, der die Sprengkraft der Fans unterschätzt hat, als er beispielsweise den Fan-Beauftragten entließ (die Fan-Zutat hat er wohl in seiner Zeit beim VFL Wolfsburg in der Form nicht kennengelernt). Letztlich ist es schade, dass das Projekt Magath vorzeitig beenden wird. Schuld haben beide Seiten.

Ich bin auf Eure Meinungen zu den jüngsten Ereignissen gespannt. Schreibt mir eine Email oder hinterlasst einen Kommentar!


oben: demonstrierte zu Beginn Ruhrpott-Nähe: Felix Magath (Bildquelle: Bild.de; siehe Link)

Samstag, 26. Februar 2011

Mein Senf: Vor dem Topspiel am 24. Spieltag


Jeopardy bei Stadionwurst! Welche Frage ist gesucht zu folgender Antwort:

"- Köln gegen Werder Bremen
- Mainz gegen Hannover 96
- St. Pauli gegen Mainz"


Richtig! Die Frage lautet "Welche Begegnungen wurden vom Bezahlsender Sky in dieser Saison bereits als Topspiele verkauft?".

Heute hat dieses Leiden für alle Sky-Abbonenten endlich ein Ende, wenn sich ferne Verwandte und Facebook "Freunde" bei diesen anmelden, um ein Spiel zu schauen, was den Namen Topspiel endlich verdient hat: Der BVB schickt sich an sein Meisterstück in München abzuliefern. Seit Mittwoch gilt diesem Spiel die gesamte Aufmerksamkeit der deutschen Fußballszene und dementsprechend viel wurde bereits darüber geschrieben. Als ich heute morgen aber die FAZ aufschlug, bin ich gleich auf einen Punkt gestoßen, der bisher kaum Beachtung gefunden hat, für mich aber eine der auffälligsten Gegensätze der beiden besten deutschen Mannschaften ist: Der Trainer!

Auf dem obigen Bild ahnt man es schon: Auf der einen Seite der grimmige holländische Fußballlehrer van Gaal, auf der anderen Seite der joviale Dauergrinser Klopp, die wohl nur eine Gemeinsamkeit haben: beide werden von Matze Knop für die Bild parodiert.

Schauen wir uns doch mal ein "Best-Of" der beiden an.
Fangen wir doch mal mit Louis van Gaal an:

1) Regelmäßig ist er anderer Auffassung als der Reporter. Und wenn dann auch noch eine "unterkühlte Leistung in der ersten Halbzeit" angeprangert wird, dann ist er nicht mehr zu halten: Ich bin nicht einverstanden mit dich!

2) Louis versus Reporter Teil 2: Wo es in Punkt 1 noch glimpflich ausging, ist es hier wohl ein Segen, dass niemand mehr eine Frage hatte. Andererseits, dass hätte ich gerne gesehen.

3) Das wohl beste Interview. Jörg Dahlmann leistet sich unglaubliches und geht auf Konfrontationskurs, aber nicht mit Louis! Auch unglaublich: Kerner macht einen Witz im Anschluss.


4) Andererseits, bleibt auch das "Feierbiest" in Erinnerung nach der letztjährigen Supersaison der Bayern.


Schauen wir uns mal den Umgang von Jürgen Klopp mit den Medien an:
1) Kurz vor dem Abflug Richtung München antwortete Kloppo auf die Frage, wie er auf das starke Spiel der Bayern in Mailand reagiert hat: "Das war nicht so schlecht, aber wir haben uns am nächsten Morgen zusammentelefoniert und gesagt, wir fahren trotzdem hin". Souverän.

2) Aber Kloppo kann auch anders. Sobald er ins Englische wechselt, kann er auch ein bisschen zickig werden, wie dieser polnische Journalist erfahren musste.

3) Für alle die es noch nicht gesehen haben. Dortmund eilt von Sieg zu Sieg und spielt einen unglaublich souveränen Fußball und putzt Hannover 4:0. Doch Arndt Zeigler deckt die Schattenseiten des Erfolges aus und legt den Finger in die Wunde. Weidenfeller schönsaufen!


Fazit: Beide Mannschaften haben grundverschiedene Trainertypen, aber würde Klopp an der Säbener Straße auch noch Sprüche klopfen, wenn jeder den Titel erwartet? Ich glaube, dass van Gaal für die Bayern der Richtige ist und sein autoritäter Stil ein probates Mittel ist, um den Flohzirkus Bayern zu hüten. Klopp hingegen scheint für die jungen Borussen genau der Richtige zu sein! Warten wir ab was heute abend passiert, wenn nicht nur zwei Mannschaften, sondern auch zwei Trainertypen aufeinander treffen.



Bildquelle

Dienstag, 22. Februar 2011

Mein Senf: 23. Spieltag (2011): Der Titelanwärter mit langem Atem


Den Durchmarsch von Borussia Dortmund hatte wohl niemand auf der Rechung. Ich auch nicht, obwohl ich immerhin mit Kagawa, Subotic und Sahin drei absolute Punktegaranten in mein Kicker-Team aufgenommen habe. Aber ernsthafter Titelkandidat? Nein, beim besten Willen nicht.

Die Frage, die ich mir in diesem Eintrag stellen möchte lautet: woher kommt dieser unglaubliche Aufstieg und hätte man ihn vorhersagen können?

Schauen wir zunächst einmal auf den 23. Spieltag der vergangen Saison (2009/10): Borussia Dortmund hat gerade die abstiegsbedrohten Hannoveraner mit 4:1 abgeschossen und rangieren auf einem guten 5. Platz mit einer Bilanz von 11 - 6 - 6 (S -U - N). Eine durchaus gute Saison für die Borussia, der Europa-League Platz ist einigermaßen sicher.

Was aber fällt auf?
Das Torverhältnis von 35:30 zeigt schon, dass es in dieser Saison an der Durchschlagskraft hapert, um ganz nach vorne zu kommen. Zum Vergleich, am 23. Spieltag dieser Saison: ein geradezu unfassbares Torverhältnis von 49:13. Das heißt, dass der BvB weniger als die Hälfte der Tore der vergangen Saison gefangen hat. Eine unglaubliche Leistung, die wohl zu einem großen Teil durch die personelle Konstanz erklärt werden kann. Schmelzer - Subotic - Hummels in der Abwehr, Sven Bender - Nuri Sahin im defensiven Mittelfeld konnte sich jetzt eine Saison lang einspielen und bilden ein vllt. historisches Bollwerk.

Der Erfolgsfaktor Kontinuität zeigt sich besonders, wenn man zu den Schalkern schaut, deren 'Druck durch Personalüberschuss' Konzept zwar in der letzten Saison hervorragend funktionierte, aber in dieser Saison Schiffbruch erlitt.

Dennoch glaube ich, dass Kontiniuität nur so etwas wie die notwendige Bedingung für den Dortmunder Erfolg darstellt, die hinreichende Bedingung scheint wohl eher das 'Momentum' zu sein (ein Begriff, der v.a. von amerikanischen Sportkommentatoren bemüht wird). Dieses Momentum sorgt dafür, dass alles dahin fällt, wo es muss: der Trainer findet die richtigen Worte, die Spieler harmonieren prächtig und bilden eine verschworene Gemeinschaft und Transfers wie Japan-Nobody Kagawa erweisen sich als Bomben-Bereicherung.

Dieses Momentum ist es, was das Unvorhersebare ausmacht - und was Dortmund, anders als Senkrechstarter Mainz 05 zu Beginn der Saison, zu einem Titelanwärter mit langem Atem macht.

Samstag, 7. März 2009

Lage der Liga: 1. Bundesliga

Liebe Fußballfreunde,

Ich glaube die Saison 2008/9 ist eine der spannendsten, die ich bisher erlebt habe. Versteht mich nicht falsch, ich glaube die legendäre Meisterschaft der Bayern im Jahr 2000/1, mit Markus Merks spektakulärster Entscheidung seiner Karriere (Er entschied auf Rückpass, weswegen er in Schalke noch immer nicht gern gesehen ist), Patrik Andersons legendärem Tor in der allerletzten Sekunde (was macht die Mauer da?) und Oliver Kahns legendärem Jubel an der Eckfahne wird nicht zu toppen sein. Aber die aktuelle Situation sieht so aus:
Hertha mausert sich zum echten Titelkandidaten. Selbst vor 2 Wochen habe ich die Berliner noch nicht richtig ernst genommen, zu mittelmäßig schien mir ihre Truppe, zu grau das Image (Zum Zeitpunkt des Blogeintrags führt Hertha sogar in der Sport1.de Umfrage "Wer wird Deutscher Meister").

Woran liegt das? Gehen wir mögliche Gründe mal durch:
- Management: Dieter Hoeneß stand (und steht) für mich immer im Schatten seines Bruders. Er ist mir eigentlich in seiner Funktion als Manager eigentlich zum ersten Mal positiv aufgefallen, als er an Lucien Favre, nachdem dieser schon einmal auf der Kippe stand, festgehalten hatte und nicht die üblichen Reißleinen zog. Dennoch überwiegen in seiner langen Laufzeit beim Hauptstadtclub die negativen Aspekte - zu viele Trainerentlassungen & Schwankungen in der sportlichen Leistung unter Falko Götz.

- Trainer: Für mich war Lucien Favre ein unbeschriebenes Blatt, als er nach Deutschland kam. Seine ruhig, unaufgeregte Art scheint in Berlin gut anzukommen, anders als z.B. der Schreihals Jürgen Röber. Wesentlich relevanter ist allerdings die...

- Transferpolitik: Spitze, was Hertha da an Land gezogen hat. Vor der Saison wurde Werders Pizarro Deal in höchsten Tönen gelobt, doch es zeigt sich, dass ein anderer Rückkehrer von der Insel wesentlich effektiver ist: Andrei Voronin. Allein in den letzten Spielen hat er für 6 Punkte gesorgt, als er Bayern & Cottbus alleine abschoss. Auch Volltreffer wie der leider verletzte Kacar und Cicero haben sich hervorragend integriert.

- Mannschaft: Das Konzept geht momentan auf - der statisch gesehen beste Torwart der Liga, ein eisenharter Abwehrchef, ein solides Mittelfeld und ein brillanter Sturm reichen momentan, um auf Platz 1 zu stehen.

- Ausblick: Hertha profitiert momentan stark davon, dass die Konkurrenten sich die Punkte selber wegnehmen. Mit Blick auf das Restprogramm stehen noch schwere Spiele gegen Leverkusen, Bremen, Hoffenheim, Hamburg an - gegen die letztgenannten auch noch auswärts.

- Fazit: Falls Voronin weiter trifft, und sich keiner der Stammkräfte verletzt, ist Hertha in der jetztigen Form ein echter Titelkandidat. Ich glaube, dass den Berlinern noch die Puste ausgehen wird auf den letzten Metern, zu sehr hängt die Mannschaft am Tropf von Voronin oder Pantelic (mit Abstrichen).